Die Fashion Week ist vorbei, aber Mode hört ja bekanntlich nie auf. Eine Woche voller Shows, Messen, Outfits, Sprudelwasser aka. Champagner, Inspiration und wund getippten Fingern ist vorbei. Eine lange Woche, die sich wie ein Monat im Excil angefühlt hat. Excil im Mode-Paradies mit Kleiderbäumen statt Apfelbäumen, wenn man sich denn für die Mode begeistert.
Die Fashion Week wirkte immer wie ein Geheimnis, das nur mit einem ausgewählten Club geteilt wird. Und obwohl die SS 2020 Fashion Week meine erste Fashion Week war, kam ich dennoch nicht um das Gedanken herum: Irgendetwas ist anders. Die Fashion Week befindet sich im Wandel. Das kann man aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Einerseits dem Fokus und dem Publikum. Natürlich ging es von Anfang an bei der Fashion Week nicht ausschließlich um die Kunst der Mode, des Handwerks und der Liebe zum Material, sondern auch ums Präsent sein. Auch wenn Social-Media und der Selbstdarstellungsdrang auf Instagram diese Entwicklung nur befördert haben, so muss ich zugeben, dass ein Wechsel des Publikums zu erkennen ist.
Im Wandel der Zeit
Vor dem digitalen Zeitgeist, füllten Schauspieler, Sänger, Journalisten und andere unerreichbare Stars die Frontrow der Laufstege. Mit dem Erblühen neuer Karrierechancen dank Youtube und Co. verscheuchten junge Beauty-Gurus und Blogger die alteingesessenen. Die, die als versnobte Gesellschaft von Highend-tragenden-Ehefrauen geschimpft wurden. Die Fashion Week bekam eine neue Note und wurde ein Stück weit jünger und vor allem nahbarer. Plattformen wie Instagram, Youtube und Tumblr boten eine neue Möglichkeit der Berichterstattung. Dadurch interessierte sich plötzlich nicht nur die coole Julia aus Berlin für die Fashion Week, sondern auch die kleine Babsie aus einem 3000 Einwohner Dorf irgendwo im Norden, Osten, Süden, Westen Deutschlands. Schüler und Studenten, die sich einfach nur für Kosmetik oder Mode interessierten, ersetzen Journalisten und übliche Gesichter auf den Titelbildern aller Zeitschriften der Regenbogenpresse.
Studenten – Das neue Publikum
Doch nach nun teilweise fast 10 Jahren geben auch Influencer langsam aber sicher ihre Plätze ab – an eine neue Generation junger Studenten, die sich für Mode interessieren. Neben jungen Frauen und Männern, deren Eintrittskarte ihre hohen Followerzahlen auf Instagram waren, platzierten sich, zugegebenermaßen weiter hinten, viele ehrgeizige Studenten aus der Mode und Journalismus Branche. Es scheint, als ob sich die Journalisten wieder ganz langsam ihren Platz zurück erkämpfen. In einer Zeit, in der Lesen Retro und dadurch Vintage-Trend ist, ist das gar nicht so verblüffend.
Der Fashion-Frühling
Im Wechsel ist auf jeden Fall auch das Thema Nachhaltigkeit auf dem Modemarkt. Die Suche nach neuen Materialien, neuen Fashion-Kreisläufen und das Aufblühen von Fair Fashion zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht mehr nur auf unseren Tellern stattfindet. Auch Modetechnisch sind einige Veränderungen zu erwarten. Allgemein fällt auf, dass die Looks auf dem Laufsteg weiblicher werden. Dennoch gehen sie ganz offensichtlich mit dem Zeitgeist und zeigen: Weiblichkeit ist keine Gefahr für den Feminismus!
Kleine Absätze, enge Kleider und Röcke aus angenehmen Stoffen, lockere Bermuda-Shorts mit schönen, eleganten Mustern. Auch provokative Transparenz in zarten Nudetönen war kein Fauxpas, sondern gewollte Anspielung auf den Körper der Frau, den wir alle so schön finden. Viele Looks erinnern zudem an die späten 90er und 2000er Jahre. Zum Teil fühlt man sich in die Zeiten von Sex and the City zurückversetzt und setzt direkt einen Vergleich: Carrie Bradshaw würde das tragen, ich sollte das auch tragen.
Die neue Salonfähigkeit
Wer also noch ein paar alte Teile von sich oder Familie rumliegen hat, der sollte unbedingt nach ein paar verborgenen Schätzen Ausschau halten, bevor die Tüte in die Altkleidersammlung geht. Typisch für Spring Summer 2020 sind auch Batikmuster, übrigens ein klassisches DIY, sowie Neonfarben in allen Ausgaben. Egal, ob als Highlight oder Statement – Die leuchtenden Farben sind nicht mehr nur ein Überbleibsel aus Zeiten von Trainingsbodies. Ab kommendem Frühjahr sind Neon-Teile, Buffalos und super dünne Träger auf jeden Fall eins: Salonfähig (sowie auch Erwachsenen tauglich).
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