Im ersten Teil unserer Interviewreihe hat Tanja Bülter uns bereits besondere Einblicke in ihr Leben als Moderatorin und Redakteurin gegeben. Wir haben erfahren, wie sie ins Fernsehen und zur Moderation kam, wie sie mit Lampenfieber umgeht und warum Kolumbien eine wichtige Rolle in ihrem Berufsleben gespielt hat. Heute möchten wir ein wenig privater werden und sprechen über die Vereinbarkeit von Kind und Karriere in den Medien, über Tanjas Hörminderung und über ihre ersehnte Weltreise. Freut euch auf persönliche Einblicke und ein sehr spannendes Interview.
Overview: Tanja, du hast eine Weltreise hinter dir. Warum war es jetzt an der Zeit, eine Weltreise zu unternehmen?
Tanja Bülter: Ich hatte bei RTL ein Projekt beendet und so passte es zeitlich ganz gut, mal zwei Monate wegzubleiben. Es ist toll, wenn man schon so lange bei einem Arbeitgeber ist und solch eine Abmachung funktioniert. Mein ältester Sohn kommt nächstes Jahr aufs Gymnasium und meine Tochter kommt dieses Jahr in die Schule, das heißt, es war genau jetzt der Zeitpunkt zu sagen: „Jetzt kriege ich alle nochmal unter einen Hut“. Nur mein Mann konnte nicht, er hat seinen Job im Sommer gewechselt und konnte nicht so lange wegbleiben. Aber für mich galt jetzt oder nie. Also habe ich uns Around-The-World-Tickets gebucht und dann sind wir tatsächlich 42.000 km gereist. Einmal um die Welt.
Overview: Was war dein Highlight während der Weltreise?
Tanja Bülter: Ganz oben auf der Liste steht Neuseeland. Das Land an sich ist wahnsinnig angenehm zu bereisen. Die Leute sind freundlich, die Natur ist unglaublich und du hast immer innerhalb von kürzester Zeit eine wechselnde Vegetation. Du kannst in kurzer Zeit so viel sehen, das war toll.
Overview: Du warst alleine mit deinen zwei Kindern unterwegs, wie war das?
Tanja Bülter:Anstrengend, aber wahnsinnig schön. Ich wusste von vornherein, dass es anstrengend wird. Die beiden sind 6 und 11, da habe ich mir nichts vorgemacht. Autofahren, Linksverkehr in Neuseeland, Koffer rein und raus, Unterkünfte finden etc. Aber eine solche Erfahrung schweißt einen auch als Familie zusammen.
Nach einiger Zeit hatten wir uns auch eingegroovt und zum Glück haben wir auf einigen Etappen Freunde und Verwandte besucht. In Shanghai, in San Francisco und in den Hamptons haben wir beispielsweise bei Freunden von mir gewohnt.
Overview: Apropos Kinder: In deinem Beruf bedeutet Kinder kriegen auch gleich eine Auszeit nehmen. Viele haben hier Verlust- oder Existenzängste. Wie bist du damit umgegangen?
Tanja Bülter: Ich war mit 35 Jahren spätgebärend, wie es so schön heißt. Vorher hatte ich einfach nicht den Richtigen und ich habe mir damals gesagt: Egal was ist, für mein Kind mache ich eine Auszeit. Mir war auch bewusst, dass vieles, was meine Sendung betrifft, erstmal auf Eis gelegt wird. So war‘s dann auch. Und der Weg zurück nach einem Jahr war sehr sehr schwer. Schwerer als ich gedacht hätte. Aber in diesem Moment war ich so glücklich mein Kind zu haben, das hat mir so viel gegeben, dass es auch völlig in Ordnung für mich war erst mal kürzer zu treten. In dieser Zeit habe ich meine Energien freigesetzt und mich anderen Beschäftigungen gewidmet, wie zum Beispiel dem Blog TwoTell. Oder ich habe Internetsendungen kreiert und moderiert. Es wäre wahrscheinlich nie dazu gekommen, dass ich ein Konzept für eine Fashion-Online-Sendung geschrieben hätte, wenn ich in dieser Mühle im Fernsehen so weiter gemacht hätte.
Overview: Wie macht ihr das bzw. habt ihr das gemacht als die Kleine noch zwei Jahre jünger war? Es gibt ja viele Veranstaltungen und Events. Ist das alles bei euch durchgeplant oder wie kann man sich das vorstellen?
Tanja Bülter: Ja, ohne Organisation geht nichts. Du musst wirklich total organisiert sein. Aber ich glaube, ich kriege das ganz gut unter einen Hut. Ich habe vor allen Dingen meine Eltern in Berlin. Wenn ich sie nicht hätte, würde das nicht so gut funktionieren. Ich könnte sonst nicht so viel unterwegs sein.
Overview: Hast du manchmal Momente, in denen du beruflich gar nicht weg magst, wegen deiner Kinder? Und wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Tanja Bülter: Du hast permanent ein schlechtes Gewissen als Working-Mom. Zumindest hatte ich das am Anfang noch sehr viel stärker bei meinem ersten Kind. Ich war so glücklich ihn zu haben – ein gesundes Kind, ein toller Mann. Aber ich finde es wird von Mal zu Mal besser, wenn man weg ist. Natürlich vermisse ich ihn jedes Mal und jetzt beide Kinder. Jetzt ist es aber Normalität geworden und auch diese Verlustängste meiner Kinder sind nicht mehr da, weil sie wissen, Mama kommt wieder. Das ist aber auch ein Lernprozess für die ganze Familie. Am Anfang war Schreierei, Weinerei und das bricht dir als Mutter echt das Herz. Mittlerweile ist es klar, Mami kommt morgen wieder, einmal schlafen und du kriegst mein T-Shirt und Schnuffeltuch und dann ist das alles in Ordnung. Für mich ist es klar, dass es das eine nicht ohne das andere gibt. Ich kann nicht nur Mutter sein und ich kann nicht nur Karriere machen, ich kann nur beides und ich möchte beides.Und wenn ich nur eines der beiden hätte, würde mich das unglücklich machen. Nur für die Kinder da zu sein, wäre mir nach all den Jahren der Mühe und des Kämpfens, nicht genug.
Overview: Ich habe gelesen, dass du eine Hörminderung hast und auch ein Hörgerät. Trägst du das tagtäglich?
Tanja Bülter: Ja, ich trage es in vielen Lebenssituationen. Wenn ich mit den Kindern unterwegs bin draußen im Straßenverkehr, auf dem Spielplatz und beim Essen abends mit Freunden. Also wenn viele Geräusche um mich herum sind, die ich nicht abschätzen kann, wenn der Geräuschpegel hoch ist. Dann trage ich es, weil es mir Sicherheit gibt in dem Moment.
Overview: Woran merkt man, dass man eine Hörschwäche hat?
Tanja Bülter: Mein Mann hat immer gesagt „Boah ist der Fernseher laut“, wenn ich den Lautstärkeregler hochgestellt habe und mir ist es gar nicht so aufgefallen. Alle um mich herum haben gesagt „Du fragst ganz oft nach, verstehst du das nicht?“ Ich habe immer gedacht, die sollen sich mal nicht so anstellen. Aber irgendwann kam es zu der Situation auf dem Spielplatz, da rief mich mein Sohn und ich habe mich komplett in die falsche Richtung gedreht, weil ich nicht orten konnte aus welcher Richtung er mich gerufen hat.Und das war echt heftig als Mutter, der Schock nicht da zu sein, wenn er dich ruft. Und so habe ich einen Hörtest gemacht und da kam raus, dass ich eine Hörschwäche habe. Vor allem auf dem linken Ohr, da ist mir mal wegen einem Tauchunfall das Trommelfell geplatzt. Das rechte Ohr war leicht geschädigt. Es hat sich bei mir eine Otosklerose gebildet. Das ist eine Gehörverknöcherung, sie kommt und geht wie andere Krankheiten auch. Allerdings wird sie besonders durch Geburten verstärkt. Ich hatte sie offensichtlich schon bei der ersten Geburt und bei der zweiten Geburt hat sie sich verschlimmert.
Mittlerweile bin ich Botschafterin für die Firma Widex, das ist der größte Hörgeräte-Hersteller weltweit, und gehe mit meiner Krankheit sehr offen um. Mir ist es wichtig, dass die Geräte klein sind und optisch passen. Ich schäme mich nicht dafür und sehe es wie wenn andere eine Brille tragen. Und das Gute ist, dass es etwas gibt, was diese Hörminderung beheben kann.Widex steht für bestes technisches Knowhow. Die Geräte sind winzig und wirklich sehr stylisch.
Overview: Kannst du jetzt schon verraten, ob du ein besonderes Projekt planst?
Tanja Bülter: Ich habe begonnen ein Buch zu schreiben, andockend an meine Weltreise. Ein Kinderabenteuerbuch für Grundschulkinder, weil wir viele Abenteuer erlebt haben und basierend auf echten Erlebnissen schreibe ich ein Buch mit Fantasie angereichert. Das wird aber noch etwas dauern, bis es fertig wird. Und das Besondere an dem Buch ist, dass meine Kinder revidieren. Wenn ich abends ein Kapitel fertig habe, dann sagen sie „Mami, du hast aber das und das vorher nicht erwähnt, das musst du da noch reinschreiben“.
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