Luise Morgen – Schreiben mit Gefühl
Luise ist anders – anders als die gewöhnlichen Blogger. Wenn man das so sagen darf. Sie ist poetisch, beschreibt sehr intime Gefühlszustände und öffnet sich in ihren Artikeln auf eine ganz besondere Weise. Sie hat ihren Weg, ihre Nische in der mittlerweile sehr großen Bloggerszene gefunden. In ihren Artikeln spricht sie uns aus der Seele. Sie findet passende Worte für schwere, herzzerreißende Momente und bringt sie mit Geschick aufs Papier / ins Web.
Auf ihrem Blog Kleinstadtcarrie.net bloggt die talentierte Neu-Berlinerin schon seit fast 8 Jahren. Ihren allerersten Beitrag stellte Luise im April 2010 online. Noch unsicher, ob überhaupt jemand ihren Blog lesen würde. Mittlerweile ist Luise eine sehr bekannte Bloggerin. Ihre Community ist groß und anspruchsvoll. Was früher eine Art Hobby war, ist heute ein sehr beliebtes Business. Ein tolles Add-on, wenn man gerne für die Öffentlichkeit schreibt.
Luise, wie kamst du auf die Idee einen Blog zu starten?
Das war eher ein Zufall. Damals kannte ich gar keine Blogs. Aber es gab damals schon die Seite Lookbook.nu. Die Seite funktionierte ganz ähnlich wie Instagram. Man konnte dort Bilder von seinen Outfits hochladen und die Community konnte fleißig liken. Hier gab es natürlich auch Rankings. Wer die meistens Likes hatte war ganz oben. Dort habe ich 2008 angefangen meine Outfits zu teilen. An einem Tag habe ich es sogar auf Platz 1 geschafft, das war verrückt. Ganz viele fragten mich dann auch gleich, ob ich nicht einen eigenen Blog habe, wo sie mehr von mir sehen konnten. Ich musste sogar googeln was ein Blog ist. Und daraufhin entschloss ich mich einen eigenen Blog auf Blogger.com zu gründen. Was auch ganz cool war, weil ich schon immer ganz viel geschrieben habe.
Wie stehst du Likes und Followerzahlen gegenüber? Bist du frustriert, wenn ein Bild weniger Likes bekommt?
Dadurch, dass ich das so lange mache, stehe ich dem ein wenig anders gegenüber. Anfangs habe ich relativ schnell sehr große Erfolge gesehen. Weil es einfach gar keine anderen Blogs gab. Ich war dann auch schnell in der Branche ziemlich bekannt. Und dann kam ein Zeitpunkt, wo die Blogs und Instagram aus dem Boden geschossen kamen. Und auf einmal hatten viele andere viel mehr Follower als ich, obwohl ich das viel länger und intensiver gemacht habe. Natürlich fragt man sich dann, was los ist und was man falsch mach. Das war teilweise eine harte Zeit für mich, weil ich mich komplett darüber definiert habe. Aber dann habe ich irgendwann gemerkt, dass das so nicht geht! Mittlerweile habe ich lieber etwas weniger Follower, die aber wirklich interessiert sind an dem was ich mache und auf die ich wirklich einen Einfluss habe und diesen auch nutzen kann, um viele schöne und wirklich wichtige Projekte zu unterstützen.
Machst du dir Sorgen oder Gedanken, wohin sich die Influencer- und Blogger-Szene bewegen wird?
In den acht Jahren, in denen ich das jetzt mache, habe ich wirklich viele Entwicklungen mitbekommen und mitgemacht. Ich weiß, dass es nicht so bleiben wird, wie es ist. Es verändert sich jeden Tag. Es ist wie in jedem anderen Job: Du kannst dich nicht auf etwas ausruhen. Bei Instagram kann man sich allerdings Gedanken machen. Du bist so abhängig von dieser Plattform, wenn morgen die App weg ist, was machst du dann? Es ist sehr wichtig sich weiterzubilden und sich verschiedene Standbeine aufzubauen, wie ein Studium oder eine Ausbildung. Und wer mir sagt, dass er das nebenbei nicht schafft, der hat einfach nicht genug Ehrgeiz oder kein gutes Zeitmanagement. Ich war so viel unterwegs während meines Studiums, habe viele Jobs gemacht und habe es auch geschafft.
Hast du 3 goldene Tipps, die du kleineren Bloggern auf den Weg geben würdest?
1. Macht was Eigenes, kopiert nichts! Seid einzigartig und findet heraus, was euer Ding ist.
2. Dran bleiben. Wenn es eure Leidenschaft ist, dann schafft ihr es.
3. Nicht so viel auf Zahlen geben, sondern aufs Gefühl.
Gibt es ein besonderes Projekt, welches dir am Herzen liegt?
Mein Herz schlägt für das Projekt Misside Guinea. Ich habe einen tollen Lehrer Namens Amadou kennengelernt, der selbst von der Elfenbeinküste stammt. Seine Familie lebt noch dort. Er kam durch Zufälle und sehr viel Glück nach Deutschland. Amadou hat bereits vier Schulen in seiner Heimat errichtet. Er sammelt hier Geld, um seine Region in Guinea zu unterstützen. Das gesammelte Geld wird seiner Familie in Guinea übergeben und sie verwalten es. Natürlich weiß jemand von dort viel besser, was genau gebraucht wird und wo das Geld helfen kann. Natürlich geben wir Hilfestellung, was Materialien, Know-how und Geld betrifft. Aber grundsätzlich ist die Idee, dass die Menschen dort es selbst machen und nichts auferlegt bekommen. Letztes Jahr sind wir in einem Team selbst nach Guinea gefahren, um zu helfen und alles anzuschauen. Das war wirklich eine ziemlich krasse Erfahrung. Das Projekt hat mich und meine Arbeit sehr geprägt. Für dieses Projekt schlägt mein Herz.
Was machst du da genau in diesem Projekt? Was ist dein Part?
Das war auch für mich sehr schwierig im Februar. Ich bin dort mit einem Kameramann hin und wollte Beiträge produzieren. Natürlich wollten wir auch Content für deren eigenen Online-Auftritt schaffen. Aber als ich dann da war, sind diese Grenzen total verschwommen. Ich konnte nicht dasitzen an Fotos, Videos und Texten. Ich habe wie die anderen, die mitgekommen sind, angepackt, gestrichen, Häuser gebaut, Ziegel auf Ziegel gelegt. Somit konnte ich alles mitverfolgen. Mittlerweile probiere ich für das Projekt Geld und Aufmerksamkeit zu generieren.
Hast du vor bald wieder hinzufahren?
Das Hinfahr-Thema ist sehr schwierig! Es fiel oft das Argument „was machst du da eigentlich?“. Du möchtest dich da doch nur mit kleinen schwarzen Kindern ablichten lassen, um dein Image aufzubessern. Ganz brutal ausgedrückt: Das hat mich wirklich stark beschäftigt. Wenn du dort bist, merkst du, was die Leute wirklich brauchen und wenn wir mal ganz ehrlich sind, brauchen sie keine schlauen Europäer, die dann mal gucken kommen. Das bringt nichts. Die brauchen unser Wissen und unser Geld. Vor allem gesundheitliche und hygienische Unterstützung. Ich würde natürlich super gerne wieder hin, aber nur, wenn ich das mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Natürlich sind Geschichten und Menschen aufmerksam machen auch wichtig, deshalb schlafe ich ja doch beruhigter, aber mal schauen.
Deine Tipps fürs richtige Helfen/Spenden?
Man muss sich genau informieren. Wie kann ich helfen und was hilft den Menschen in diesen Regionen wirklich? „Was bringt die Hilfe wirklich, die du leistest?“ ist die wichtigste Überlegung. In Guinea habe ich gemerkt, dass Hilfe auch falsch ankommen kann. Oft denken wir einfach nicht genügend nach, wie Hilfe funktioniert.
© Wendy Stephan for Overview Magazine
Wer bist Du?
Luise
Was machst Du?
Ich bin Bloggerin. Keine Influencerin oder Instagramerin. Ich sehe mich 100% als Bloggerin. Früher war es mir ein wenig unangenehm das zu sagen, weil es ja doch schon Leute abschreckt oder man wird in eine Schublade gesteckt. Mittlerweile kann ich damit ganz gut umgehen.
Was hast Du letzte Nacht gemacht?
Ich habe geschrieben. Sonntagabend schreibe ich immer viel. Blogposts oder in mein Dankbarkeitstagebuch. Ich probiere da oft reinzuschreiben. Das tut wirklich gut.
Was ist das Verrückteste in Deiner Handtasche?
Ein Türknauf von einem geerbten Schrank meiner Mutter. Zum Umzug mussten wie diesen Türknauf abmachen, weil der Schrank sonst nicht in den Wagen gepasst hätte.
Was oder wer ist unter Deinem Bett?
Gerade nichts, weil ich auf einer Matratze schlafe.
Wie sieht Dein Masterplan aus?
Ich will noch so viele verschiedene Sachen machen. Ich will gerne Reisen und auch gerne eine Ausbildung machen. Also eigentlich möchte ich mehr wissen. Eventuell auch eine Sprache. Auch habe ich noch viele Projekte, die ich gerne umsetzen möchte. Ich lasse einfach alles auf mich zukommen.
Dein Plan B
Am liebsten würde ich einfach nur Bücher schreiben. Und ab Oktober würde ich gerne Entwicklungshilfe im Master studieren, da ich bereits Politikwissenschaften studiert habe.
Was ist Deine Achillesferse?
Guter Wein
Was verleiht Dir Flügel?
Liebe
Deine Persönlichkeit in einem Drink?
Cosmo
Ein Tisch – eine Flasche Schnaps: Wen lädst Du in die Runde ein & warum?
(3 Personen / alles ist möglich, fiktiv, tot oder lebendig)
Kafka, Emma Watson und meinen Vater. Franz Kafka. weil ich seine Werke liebe. Emma. weil sie einfach super geil ist. Und meinen Vater, weil ich glaube, dass man in dieser Konstellation ein gutes Gespräch führen könnte.
Dein erster Gedanke bei folgenden Wörtern:
Erfolg: Perspektiven
Urlaub: Ich brauche keine Auszeit, mein Leben geht immer weiter
Essen: Immer
Sex: Immer
Instagram: überflüssig, meistens
Early bird oder Nachtigall?
Absolut beides
Wie wäre der Mensch, der das komplette Gegenteil von Dir ist?
Jemand, der super neutral und gleichgültig ist.
Schokolade oder Käse – auf was würdest du eher verzichten?
Käse
Kochen oder Lieferservice?
Lieferservice, oder lieber draußen essen gehen
Wenn Du eine Stadt wärst, welche und warum?
Einerseits New York, weil ich auch laut, aufregend und verrückt sein kann. Andererseits Dresden, weil ich auch manchmal heimisch sein kann und meine Ruhe brauche.
Wann ist eine Frau in Deinen Augen stark und lebt ihre Freiheiten aus? Wie machst Du das?
Da hat meine Mama einen ziemlich hohen Maßstab gesetzt. Wenn sie einfach macht, worauf sie Lust hat. Ganz unabhängig, wie Mann oder Frau darüber denken.
Ein Leitsatz für mehr Liebe in den Medien:
Insgesamt mehr Liebe. Liebe ist überall!
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