6 thoughts on “Social-Media-Managerin Annika Rogge im Interview”
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Willkommen in der verrückten Welt der Sozialen Medien. Fast jeder von uns ist hier aktiv, geht Freundschaften ein, folgt interessanten Menschen und zeigt den Daumen hoch. Eine Welt ohne Social-Media ist eigentlich unvorstellbar. Sie macht glücklich und unglücklich, motiviert und demotiviert, macht neugierig und überdrüssig. Sie nimmt Zeit und gibt Zeit. Kontrovers ist diese Welt allemal, wodurch sie eine schöne und auch unschöne Abhängigkeit hervorruft.
Viele verstehen diese Welt nicht ganz – investieren aber eine Menge Zeit in sie. Ich habe vor kurzem eine junge Frau kennengelernt, die diese Welt nicht nur privat, sondern auch beruflich nutzt. Sie hat quasi ihr Büro im Web. Sie weiß, worauf es ankommt und wie man sich mit seinen Social-Media-Channels durchsetzt. Annika Rogge ist selbstständige Social-Media-Managerin und arbeitet für namhafte Kunden, wie Nobi Talai, V.Communication, Sabrina Dehoff …
Annika hat eine stilvoll eingerichtete Wohnung in der sie sich ihr eigenes Arbeitsreich geschaffen hat. Ein lichtdurchfluteter Altbau-Raum, der ihr die Möglichkeit gibt, in Ruhe, getrennt von ihren Privaträumen, zu arbeiten. Bei einer warmen Tasse Yasmintee und leckerem Gebäck hat mir Annika Einblicke in ihr Leben, ihren Beruf und in die Welt der Sozialen Medien gewährt. Hier kommt ihr zu Annikas Website.
Nach meinem Abitur, wollte ich Modemanagement studieren. Den Studiengang gibt es in dieser Form allerdings nur an kostspieligen privaten Hochschulen. Ich habe mich also für ein klassisches BWL Studium in meiner Heimatstadt entschieden. Ziemlich schnell habe ich festgestellt, dass mir das Studium nicht zusagt, ich habe mich unwohl und etwas verloren gefühlt. Also entschloss ich mich abzubrechen, nach Berlin zu gehen und Modemanagement an der Mediadesign Hochschule zu studieren.
Dadurch, dass ich mir das Studium selbst finanzieren musste, ist im Prinzip meine Selbstständigkeit entstanden. Ich war gezwungen mehr als 450 Euro monatlich zu verdienen.
Ich habe am Anfang in der Gastronomie gearbeitet – der Klassiker. Mein Vater ist Gastronom und ich bin damit aufgewachsen, habe meine Kindheit in Messehallen und Restaurants verbracht.Kurz darauf habe ich mich bei der Designerin Sabrina Dehoff beworben und es hat geklappt. Im 2. Semester habe ich meinen ersten Social Media Kunden kennengelernt. Über word of mouth kamen weitere Kunden hinzu und ich fing an meine Selbstständigkeit auf und auszubauen.
Du machst alles, was ein Betriebswirt macht. Du selbst kannst dir aussuchen, in welche Richtung du gehen willst – ob Marketing, PR, Social Media, Journalismus, Vertrieb, Produktion, Finance usw. Wie du das Studium inhaltlich mitgestaltest und was du während des Studiums machst, ist maßgeblich für das verantwortlich, was du im Anschluss machst. Du kannst nicht erwarten, dass du nach dem Studium gleich eine Manager-Position bekommst. Das passiert nicht. Nebenjob, Projekte, Interessen und nicht zuletzt Kontakte waren in meinem Fall maßgeblich.
Das ist eine Frage, die sich viele stellen.
Ich kümmere mich um die Social Media Auftritt und die Influencer Relations meiner Kunden. Bei einem Neukunden analysiere die Ausgangspositionen und erarbeite eine Strategie. Bei bestehenden Kunden produziere ich den Content und erstelle Redaktionspläne, kümmere mich um das Community Management und Channel Management. Ich schaue mir an, wie erfolgreich unsere Projekte waren, wie gut unsere Netzwerke bespielt sind und erstelle ein Reporting. Bei Bedarf gebe ich auch Workshops. Das Gleiche beim Thema Influencer Relations. Ich schaue, welche Influencer zur Marke passen und was man umsetzen kann. Erarbeite Kampagnen und betreue diese.
Ich hatte zeitweise 10 Kunden – das ist langfristig und allein nicht zu schaffen. Momentan bin ich bei 5 festen Kunden und damit ausreichend ausgelastet.
Jeder Kunde ist unterschiedlich und bekommt eine individuelle Leistung. Hinzu kommen noch vereinzelte Projekte sowie Workshops und alles was ‚hinter den Kulissen’ passiert. Auch ich muss mich um Steuern, Versicherungen und Altersvorsorge kümmern. Glücklicherweise habe ich eine tolle Assistentin. Son bin ich gut aufgestellt.
Ich hab mir meine eigenen Büroregeln auferlegt. Eine davon ist beispielsweise sonntags nicht mehr zu arbeiten. Natürlich kann man das nicht immer einhalten, da manches spontan dazwischen kommt. Social-Media schläft nicht – sage ich immer. Ich bin eine Nachteule und sitze oft bis spät am Schreibtisch, weil ich mich dann besser konzentrieren kann – fange dafür aber gern erst später an zu arbeiten. Es ist wichtig, seinen eigenen Rhythmus zu finden der funktioniert. Ich mache 3-4 Mal die Woche Yoga und engagiere mich ehrenamtlich im Tierschutz, das hilft beim Abschalten. Vor allem, weil ich beim Yoga mein Handy nicht bedienen kann.
Ich setze mich gern in mein Home-Office, mache gern meine Mails auf, öffne gern die Kanäle meiner Kunden… Das Gefühl, aus der Schule oder der Uni, keine Lust zu haben, habe ich in meiner Selbstständigkeit nicht. Deswegen bin ich auch so glücklich. Ich hoffe, das bleibt so.
Wenn es gut läuft, dann habe ich einen normalen Arbeitstag von 8 Stunden. Das ist aber eher selten der Fall. Meistens arbeite ich mehr. In der Regel sitze ich um 10 Uhr am Schreibtisch und wenn es schlecht läuft, verlasse ich ihn erst spät in der Nacht. Besonders intensiv sind Reisen. Früh aufstehen, lange wach sein, mit Mails und To Do’s nicht hinterher kommen…. So gerne ich privat Reise, so gerne vermeide ich es beruflich.
Bei den Channels meiner Kunden versuche ich nach Feierabend nicht mehr reinzuschauen. Es sei denn, ich warte auf ein Posting oder eine Freigabe. Tagsüber vernachlässige ich meine eigenen Accounts aber am Abend macht es Spaß, sie zu pflegen und aktiv zu sein.
Was mir am meisten Spaß macht, ist mit talentierten und ambitionierten Menschen zusammenzuarbeiten. Das sind meine Kunden durchweg. Jeder Kunde arbeitet unfassbar hart um Dinge zu realisieren. Das ist für mich sehr inspirierend.
Natürlich ist es auch schön Freelancer zu sein. Ich liebe es mir meine Zeiten selbst einteilen zu können.
Wenn ich Lust habe von Madrid aus zu arbeiten, dann interessiert das niemanden. Hauptsache, ich mache meine Arbeit. Diese Vorteile genieße ich total. Auch liebe ich es Content zu erstellen! Ihn zu planen, umzusetzen und zu veröffentlichen.
Für Werbung, PR oder Marketing hat man Jahre oder Jahrzehnte lang viel Geld ausgegeben, jetzt kommt Social Media als zusätzliche Säule hinzu. Viele verstehen noch nicht, warum auch dieser Bereich Budget benötigt.
Warum ein Shooting mehr als 100 Euro kostet, muss ich gelegentlich schon noch erklären. Aber ich hab das Gefühl, dass das Verständnis wächst. Unternehmen wissen, dass sie dieses Marketingtool nicht mehr vernachlässigen dürfen.
Ihr müsst arbeitswillig sein. Social-Media ist kein Job, den ich um 18:00 Uhr Uhr beende und nach Hause gehe. So läuft das nicht. Der Job verlangt viel Spontanität und Ausdauer. Selbst mit 1000 To-Do und Excel-Listen, kann man nicht immer alles planen. Wenn spontan ein Dressing für die Berlinale reinkommt, dann muss man das aufarbeiten. Hat man dazu keine Lust, dann sollte man diesen Beruf nicht wählen. Und natürlich sollte man Spaß an der ganzen Materie haben. Sehr suspekt sind mir Social-Media-Manager, die selbst nicht aktiv in den sozialen Medien sind.
Das A und O ist, sich selbst treu zu bleiben. Ganz egal, ob ich eine Privatperson oder eine Marke bin. Es bringt überhaupt nichts etwas zu suggerieren, was ich nicht bin. Leider kommt das oft vor. Social-Media-Manager probieren oft, ihre eigene Ästhetik für eine Marke umzusetzen.
Die spannendsten Accounts bleiben sich selbst treu und werden dabei nicht langweilig. Sie brechen nur ab und zu geschickt aus.
Das Zweite ist, eine eigene Welt aufzubauen. So, dass der Follower erkennt, von wem der Content ist, ohne den Markennamen zu sehen. Wenn eine Marke schon an der Bildsprache oder Tonalität erkannt wird, hat man es geschafft.
Ich bin Anni, 26 Jahre alt und selbstständige Social-Media-Managerin.
Lebe in Berlin mit meinem Hund #petefrommalta.
Letzte Nacht habe ich mir die Bilder der Jacquemus Show in Paris angeguckt, gleich nachdem sie auf vogue.com online waren.
Ein portable Charger der aussieht wie Karl Lagerfeld.
Eine große Sammlung an Ohrstöpseln. Ohne die kann ich leider nicht mehr einschlafen.
Meinen Masterplan lebe ich schon.
Tierschutz und Hunde retten in Südeuropa.
Ich lasse mich zu sehr stressen und nehme die Dinge zu ernst. Eine gehörige Portion Entspanntheit muss ich mir erst noch „erarbeiten“ – wenn das überhaupt geht?!
Meine Kunden und ihre Motivation.
Mir hat mal jemand gesagt, dass er meine Gesellschaft sehr genießt. Das war zwar einfach, aber auf den Punkt.
Jasmintee – steht jeden Tag auf meinem Schreibtisch
Phoebe Philo, Sarah Rutson und Barbara Martelo – das sind meine drei Style- und Carrierevorbilder. Ich würde mich einfach zurücklehnen und ihnen zuhören, bei ihrer jahrzehntelangen Branchenerfahrung haben sie sicher einiges zu erzählen.
Erfolg: Ist mir sehr wichtig
Urlaub: Formentera, da war ich letztes Jahr. Der beste Urlaub meines Lebens.
Essen: Liebe ich, kann aber selbst überhaupt nicht kochen.
Sex: Manchmal die beste Medizin
Instagram: Fluch und Segen
Auf jeden Fall Nachtigall! Ich habe meine Bachelorarbeit komplett nachts geschrieben.
Geduldig, genügsam, entspannt, unordentlich, humorlos.
Man kann sich nicht für eine Sache entscheiden. Ich liebe beides!
Lieferservice, ich habe nie kochen gelernt und könnte mich selbst ohne Lieferservice nicht versorgen.
New York City–ich habe mich noch nie einer Stadt so verbunden gefühlt.
Nur projektbezogen! Ich liebe Berlin deswegen würde ich nie ganz weggehen. Allerdings wäre New York eine tolle Erfahrung.
Was mich total fasziniert ist Humor. Wenn jemand in den Raum kommt und direkt lustig ist. Damit kriegt man mich. Ich hab drei Freunde die unfassbar lustig sind und das fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.
Lass los, was dich runterzieht, wenn du fliegen willst.
© 2024 Overview Magazine
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Die sommerlichen Temperaturen kamen dieses Jahr früher als erwartet und die warme Kleidung verschwindet langsam wieder in den Tiefen unserer Schränke. Wir verraten euch, warum ihr Dank Gucci noch nicht alle Strumpfhosen hinter Omas Kuschelsocken verstecken solltet.
Dammschnitt, Steißbeinbruch, Einsamkeit – All das sind schwere Worte, die viele Frauen bei ihrer ersten Geburt oder im Wochenbett kennenlernen. Genauso Journalistin und neues Overview-Teammitglied Stephanie Johne. Wir möchten euch die Geschichte von Stephanie näherbringen und sie herzlich im Overview Magazine willkommen heißen. Freut euch ab sofort auf neue Begriffe und Beiträge der Sexy Moms.
Sie hat Berlins wilde 90er miterlebt, ihre ersten Projektoren auf dem Flohmarkt gekauft und setzt aktuell Paul Kalkbrenner in Szene: Leigh Sachwitz ist Creative Director von flora&faunavisions. Wir haben die charismatische Schottin zum Interview getroffen.
Vielen Dank für Euren Besuch. Es war mir eine Freude!
Und der Tee war so lecker 😉
Ein sehr interessantes Interview! Man liest doch recht häufig, dass jmd. Social-Media-Manager ist, kann sich aber oftmals nicht wirklich vorstellen, wie solch ein Alltag aussieht. Danke für den Einblick! 🙂
Zwei Sachen sind mir aufgefallen (das ist die Literaturwissenschaftlerin in mir!)
„Ich mir an, wie erfolgreich unsere Projekte waren,…“ da fehlt wohl ein Wort? 😉
„Eine davon ist beispielsweise Sonntags ..“ – als Adverb wird sonntags klein geschrieben.
Ich hoffe, ihr fasst es nicht falsch auf.
Liebe Nicole,
ach quatsch, danke für deine Hinweise – sie wurden gleich behoben 🙂
Und ja überall wird gesprochen über Social-Media-Manager und viele wissen gar nicht was diese Bezeichnung bedeutet.
Oder was Social-Media-Manager überhaupt machen.
Grüße Jen
Super schönes und interessantes Interview. Hat Spaß gemacht zu lesen und die ein oder andere neue Sache über Anni zu lernen 🙂
Merci liebe Tatjana 🙂