3 thoughts on “VV-Vintage: Kleidung ist ihr Beruf. Second-Hand Shop Besitzerin Vasiliki Voulgari im Interview”
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Die besten online Vintage Shops haben wir euch bereits vorgestellt. Doch in der realen Welt ist und bleibt die verrückteste Modestadt Deutschlands. Kein Wunder also, dass die Suche nach Second-Hand Bekleidung und Vintage-Schätzen oder gar der Kleidertausch, schon lange zum üblichen Shopping-Verhalten der Berliner gehört. Egal ob auf Flohmärkten oder in einem der zahlreichen Second-Hand Shops im bunten Stadtbild Berlins: Wer sich auf die Suche begibt, der erlebt mit jedem Teil ein Stück Geschichte. Mit etwas Glück stolpert man dann auch noch über qualitativ hochwertige Kleidung zum halben Preis oder flößt Fast Fashion doch noch etwas Lebensdauer ein.
Umso besser, dass wir durch Second-Hand Shopping gleichzeitig etwas für die Umwelt tun und übermäßiger Produktion entgegenwirken können. Wir haben einer Umweltschützerin der anderen Art Fragen zu ihrer Leidenschaft und ihrem Job gestellt: Second-Hand Kleidung. Vasiliki Voulgari erzählt von ihrem Traum, alle Menschen schön zu machen und wie sie dazu kam, einen eigenen Second-Hand Shop in ihrem Wohnzimmer zu eröffnen.
Vasiliki Voulgari: Ja, sehr viel. Ich wusste damals nicht, dass jemand über meinen Showroom schreiben würde. Ich weiß bis heute nicht wer den Artikel geschrieben hat. Ich bin dadurch auf jeden Fall auf das Vintage-Shop-Radar gekommen und habe sehr viele Nachrichten von Menschen aus aller Welt bekommen. Mein Instagram ist förmlich explodiert. Deswegen bin ich Highsnobiety natürlich sehr dankbar für diesen Artikel.
Vasiliki Voulgari: Für mich ist Second-Hand ein Lebensgefühl und kein Trend. Ich habe Second-Hand Kleidung schon als Kind getragen und fand es spannend, dass sie eine Vorgeschichte hatten. Als ich arbeitslos wurde, war es das einzige, das mich interessierte. So fing ich schließlich an zu sammeln. Erst sammelte ich für mich selbst und dann fürs Geschäft.
Vasiliki Voulgari: Angefangen habe ich vor elf Jahren. Damals hatte ich keine andere Wahl. Ich komme ursprünglich aus Griechenland und lebte zwischenzeitlich in den USA. Als ich zurück nach Griechenland kam, wurde mir klar, dass Vintage Kleidung schon vor der Finanzkrise in Griechenland das einzig Wahre für mich war. Außerdem wollte ich den Leuten in Griechenland den Vintage-Lifestyle näher bringen. In Griechenland war es einfach nicht so verbreitet wie in Berlin oder Amerika. Ich eröffnete meinen ersten Shop in Athen und dann den zweiten in Berlin. Berlin war der einzige Ort in Europa, bei dem ich das Gefühl hatte, dass die Menschen Lust darauf haben zu experimentieren und sich auszuleben; in Fashion, der Kunst– sowie Musikszene.
Vasiliki Voulgari: Ehrlich gesagt war es sehr einfach. Viele Leute halfen mir, da mir leider die deutsche Sprache fehlt. Die Bürokratie ist natürlich etwas viel. Dafür ist am Ende aber auch alles vollständig und fertig. Das mag ich an Deutschland. In Griechenland ist die Bürokratie sehr chaotisch und selbst wenn alle Unterlagen eingereicht sind, taucht am Ende wieder ein neues Problem auf. Da kann man schon mal verzweifeln und die Motivation verlieren. Ich bin seit drei Jahren in Berlin und ich finde, dass Deutschland sehr aufgeschlossen ist. Jeder bekommt die gleichen Möglichkeiten, egal ob deutsch oder nicht. Merkel würde sich bestimmt freuen, wenn sie das Interview lesen würde.
Vasiliki Voulgari: Die Sachen kommen alle aus Griechenland. Ich kaufe für den Shop nichts von Privatpersonen an. Ich möchte mich nicht auf andere, außer mich selbst verlassen müssen. Dann kommen an einem Tag tolle Sachen rein und die nächsten drei Tage kommt gar nichts. Darüber hinaus habe ich keine Lust auf Diskussionen über Geld. Ich fokussiere mich in meinem Second-Hand Shop auf die Mode der 90iger Jahre. So kann ich mich immer gezielt auf die Suche machen.
Vasiliki Voulgari: Ja, wir hatten einen tollen kleinen Vintage Flohmarkt in Athen. Damals mochte ich die Kleidung eines griechischen Designers aus den 80er Jahren. An einem Tag gab es plötzlich sehr viel von ihm auf diesem Flohmarkt, also kaufte ich alles. Das ist fast 20 Jahre her, aber ich erinnere mich immer noch daran, wie glücklich ich war. Ich habe die Sachen noch immer und würde sie nie verkaufen. Sie haben einen zu hohen emotionalen Wert für mich.
Vasiliki Voulgari: Der Flohmarkt am Maybachufer. Ich liebe Flohmärkte und das Stöbern. Selbst wenn ich nichts kaufe und mir einfach etwas zu essen hole – ich mag das sehr. So eine Art von Flohmärkten haben wir nicht in Griechenland. In Berlin ist Vintage-Shoppen ein wahres Erlebnis. Aber natürlich ist es teurer, deswegen kaufe ich dort nur für mich persönlich ein.
Vasiliki Voulgari: Die großen Ketten, weil sie meist unethisch arbeiten. Jemand spendet die Sachen und sie verkaufen sie teuer weiter. Solche Ketten profitieren von der Freundlichkeit der Leute. Natürlich kenne ich ihre Methoden nicht zu 100 Prozent, aber das ist doch wie mit Zara, H&M und jeder anderen Filialkette. Ich finde es immer besser kleine Unternehmen zu unterstützen.
Vasiliki Voulgari: Ich kann einen Tipp geben: Niemals mit einem bestimmten Ziel in einen Vintage-Shop gehen. Man findet sehr selten was man wirklich sucht, deswegen lieber überraschen lassen mit dem was der Second-Hand Shop zu bieten hat. Die Menschen sind dann immer enttäuscht, weil sie nicht finden, wonach sie suchen oder weil es ihnen nicht passt. Aber das ist eben nicht das Konzept von Second-Hand. Es ist unmöglich alles in allen Größen parat zu haben und deswegen lieber ziellos und offen stöbern.
Vasiliki Voulgari: Ich liebe es, neue Menschen zu treffen, die aus fernen Ländern nach Berlin kommen. Außerdem ist es aufregend, jeden Tag etwas Neues zu lernen und zu erleben. Jeder Tag ist anders. Man weiß also nie was einen erwartet. Dadurch habe ich keine Routine und bin frei.
Ich bin Vasiliki Voulgari, die Besitzerin des Vintage-Shops VV-Vintage.
Mein Job ist es, Frauen und Männer schön zu machen. Ich stelle mir immer vor, wie die Menschen in den Sachen aussehen könnten und wenn sie die Sachen dann tatsächlich tragen und lieben, dann ist das ein tolles Gefühl.
Ich mag es bequem und lässig. Früher trug ich hauptsächlich lockere Sportsachen. Heute identifiziere ich mich als Tomboy.
Ja, Unterwäsche und Badeanzüge.
Prada. Aber nur Vintage und Second-Hand, da es sonst zu teuer wäre. Prada ist einfach typisch für den 90’s Style.
Da ich den Shop erst vor acht oder neun Monaten eröffnet habe, würde ich mir natürlich wünschen, dass der Laden noch mehr aufblüht. Ansonsten möchte ich gern einen zweiten Shop eröffnen. Irgendwo auf der Welt außerhalb Deutschlands, vielleicht in den USA. Außerdem wollte ich schon immer einen geheimen Spot haben, an dem ich schöne Sachen zum günstigen Preis anbieten kann. Der Ort soll aber exklusiv und irgendwie mysteriös sein. So wie das Berghain zum Beispiel.
Ich habe keinen Plan B. Ich glaube immer fest daran, dass mein Plan A aufgeht. Ich wollte zum Beispiel nie einen Shop. Ich wollte immer diesen geheimen Spot haben, den Leute aufsuchen können. Das ist mit der Gesetzeslage allerdings sehr schwierig.
Ich liebe Schuhe und Taschen.
Nein, niemals. Wenn du Eis verkaufst und ständig nascht, kannst du einfach kein Eis mehr essen. Irgendwann wird dir nur vom Anblick schlecht und so ist es auch mit der Vintage Kleidung. Manchmal ist es zu viel und deswegen habe ich diese Grenze für mich erstellt.
Ich verkaufte mal wieder einige Sachen auf dem Flohmarkt in Athen, darunter auch ein Paar Schuhe. Ein Mädchen dachte scheinbar ich hätte einen Laden und fragte mich, ob ich die besagten Schuhe auch in Schuhgröße 39 hätte. Ich sagte zu ihr „Warte, ich muss im Lager schauen“ und habe ein wenig mitgespielt. Irgendwann klärte ich sie aber auf und sagte „Nein, es ist Vintage“. Sie lachte darüber, aber die Menschen verstanden damals einfach noch nicht das Konzept von Vintage und Second-Hand Shops.
Sorgt für Liebe statt Angst. Positive Vibes.
Warte, ich suche es kurz raus. Zwangsvollstreckungsunterwerfungsklausel. Als mein Anwalt sagte, ich soll bei einem Notar danach fragen, fragte ich nur wie ich das aussprechen soll, wenn ich anrufe? Also schickte ich eine Mail und packte das Wort per copy-paste rein.
Ich hätte eine lustige Geschichte, die mit dem Store zu tun hat. Wenn ältere Menschen in den Shop kommen und nach dem Chef fragen, täusche ich immer vor ihn anzurufen. Sie erwarten immer einen Mann, deswegen spiele ich das Spiel mit und belustige mich selbst damit.
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Ich finde die Meinung sehr sympathisch, zuerst eher die kleineren Unternehmen, als die großen Geschäftsketten zu unterstützen. Ich habe durch eine Freundin ebenfalls den Gefallen an Second Hand Kleidung gefunden. Nächste Woche werde ich ein gutes Fachgeschäft aufsuchen, bei dem ich diese Mode kaufen kann.
<3